Machtblog Wortwitze(?)

Kings of Convenience: Declaration of Dependence

Posted in Musik by deepgerda on 5. Oktober 2009

Nach langer Vorankündigung erschien am 25. September endlich das neue Album der Kings of Convenience.

Für alle, die dieses Duo noch nicht kennen: Der Name ihres ersten Album ist Programm – Quiet is the New Loud. Die Beiden erzählen mit ihrer Musik vor allem Geschichten und verpacken dies in feine, melancholische Klänge aus überwiegend akustischen Instrumenten. Wer so etwas mag, ist bei den Kings genau richtig. Es gibt kaum eine Band, die Ruhe derart überzeugend transportieren kann. Man kommt kaum daran vorbei, zum Tagträumer zu werden. Also auf keinen Fall als Arbeitsbeschallung einer Investmentbank geeignet. Aber ich glaube nicht, dass die Kings of Convenience das wirklich stört. Wer sie übrigens nicht kennt, aber beim Hören die ganze Zeit denken muss: „Die Stimme kenn‘ ich doch!“, der hat kein Dèja-Vu sondern beweist gutes Musikwissen. Die eine Hälfte des Duos, Erlend Øye, ist nämlich gleichzeitig auch Kopf der Band „The Whitest Boy Alive“.

Gleich beim ersten Hören des Albums fällt auf: Die Jungs wissen, was sie können und tun genau das. Bei Songs wie „My Ship Isn’t Pretty“ möchte man sofort einen einsamen Herbststrand entlang spazieren und mit sich und der Welt allein sein. Die Instrumente treten gegen die butterweiche, aber nie auch nur ansatzweise schmalzige Stimme Erlends (der Mann sollte Schlagerschnulzern mal Zwangsunterricht geben) zurück und tragen sie durch den kompletten Song. Etwas rhythmischer kommt die erste Single, „Mrs. Cold“, daher, die genau wie „Peacetime Resistance“ von einer etwas dynamischer gespielten Akustikgitarre getragen wird. Schlagzeug und Percussion wird man auf dem Album übrigens gar nicht finden.
Die Liebe spielt textlich natürlich (bei welcher Band nicht?) eine große Rolle. „Mrs. Cold“, für mich einer der besten Songs des Albums, zeigt auch hier, wie man ohne Schmalztopf, dafür mit Ironie und wunderbarer Ehrlichkeit dieses Nicht-mit-aber-auch-nicht-ohne-einander-können erzählen kann. Aber auch die Freiheit kommt nicht zu kurz, so z.B. „Freedom and Its Owner“, das sich mit ihren Grenzen beschäftigt, damit, dass Umstände jemanden sogar dazu bringen können, auf angebotene (Pseudo-)Freiheit zu verzichten, ein Verweis auf den Titel des Albums.
Insgesamt schaffen es die Kings wieder mühelos, Melancholie und Zurückhaltung in Musik zu fassen. Ein Muss für jeden, der die bisherigen (ja leider schon angestaubten) Alben mochte. Wer auf etwas ganz Neues, Anderes gewartet hat, sollte eher die Finger davon lassen, aber wer die Kings of Convenience einmal gehört hat, wird das nicht tun.

Wer Erlends Stimme genial findet, aber zu Musik lieber durch die Wohnung tanzt als träumt, der sollte es auf jeden Fall mit The Whitest Boy Alive versuchen, die mit „Rules“ auch ein geniales Album in diesem Jahr herausgebracht haben und live kaum zu toppen sind, auch, aber nicht nur weil man Erlend Øye jede Sekunde anmerkt, dass ihm das, was er da tut – und das tut er super – Riesenspaß macht.

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